Dr. rad

Prolog

Urkunde Doktor Rad
Urkunde Doktor Rad

Zumindest zum Dr. rad sollte es bei mir schon reichen. Das dachte ich, als ich 1993 im Stern einen Artikel darüber las. Darin wurde beschrieben, wie sich jemand mit dem Rennrad und einer 39:28-Übersetzung drei Mautstrecken auf Kärntner Berge hoch quälte. Ich recherchierte, dass damals der Doktorhut verliehen wurde entweder im Hotel Post in Großkirchheim (Region Großglockner) oder im Rad-Hotel in Drobollach am Faaker See. Aus logistischen Gründen entschied ich mich, am Großglockner zu beginnen und am Faaker See auszutrudeln. Gesagt, getan: Seit dem 18. August 1994 darf ich mich mit einem Augenzwinkern „Dr. rad“ nennen. Ich war gut trainiert, die Woche zuvor war ich den Glacier-Express in der Schweiz gefahren. Deshalb bereitete es mir keine große Mühe, mit einem Mountainbike die asphaltierten Mautstrecken hinaufzuradeln.

Was genau ist zu tun?:
Der Titel „Doktor Rad“ wurde für das erfolgreiche Erklimmen der Bergstraßen Goldeck, Villacher Alpe und Großglockner-Hochalpenstraße verliehen.
Drei Bergstraßen mit Kontrollstempeln waren zu erklimmen. Am Zielpunkt wurde die Startkarte abgestempelt und je eine Radnadel vergeben. Nach Bewältigung aller Touren wurde damals der Titel des „Doktor Rad“ bei einer Feier vergeben.
Startkarten: Mautstellen der Goldeck- und Villacher Alpen-Straße und Hotel Post, Großkirchheim (Döllach).

  • Goldeck-Straße (bronzene Radnadel): 14,5 km
  • Villacher Alpen-Straße (silberne Radnadel): 16,5 km
  • Großglockner (goldene Radnadel): 27 km
  • Gesamtlänge: ca. 58 km

Hinweis:

So wie es aussieht, wird dieser Titel nicht mehr vergeben. Wenn jemand etwas Genaueres weiß, kann er mir gern eine Information über Kontakt zukommen lassen.


Strecke

  1. Großglockner-Hochalpenstraße
  2. Goldeck-Mautstraße
  3. Villacher Alpe

Länge: 210 km
Höhenmeter: ca. 5330 hm
Etappen: 3

1. Tag: 90 km, 2670 hm
Döllach – Kasereck – Guttal – Franz-Josefs-Höhe – Hochtor – Edelweißspitze – Döllach

2. Tag: 54 km, 1260 hm
Zlan – Mautstelle – Goldeck-Seetal – Zlan

3. Tag: 65 km, 1400 hm
Faaker See – Villach – Maustelle Villacher Alpe – Parkplatz Roßtratte – Villach – Faaker See

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  • Andreas Albrecht: nach einer Anregung aus der Zeitschrift „Stern“ Nr. 17/1993
  • gefahren zwischen 14. und 17. August 1994

Die Bilder wurden damals analog aufgenommen. Später habe ich sie von Papierabzügen eingescannt. Dadurch ergibt sich ein authentischer Blick auf die Tour.


1. Tag: Großglockner-Hochalpenstraße

Bei der Anreise mit dem Auto hatte ich die Großglockner-Hochalpenstraße schon in Augenschein genommen. Aus heutiger Sicht ist es schwer nachvollziehbar, einfach eine Straße durch Hochgebirgsregionen zu ziehen, um zu zeigen, dass es machbar ist. Erbaut in den Jahren 1930 bis 1935 galt sie damals als ingenieurtechnische Meisterleistung.
Am 14. August 1994 ging es 9.15 Uhr in Döllach los.

Döllach am Fuße der Großglockner Hochalpenstraße
Döllach am Fuße der Großglockner Hochalpenstraße

Im Hotel Post in Großkirchheim holte ich mir den ersten Stempel ab. 11.45 Uhr nach 1400 Höhenmetern und 27 km war ich bereits an der Franz-Josephs-Höhe (2369 m).

Gletscher am Großglockner: Pasterze im August 1994
Gletscher am Großglockner: Pasterze im August 1994

Wieder ein Stempel und die Großglockner-Radnadel war verdient. Einige Rennradler mussten sich auf der Strecke sichtlich mehr quälen als ich.

Goldene Radnadel - Großglockner Hochalpenstraße
Goldene Radnadel – Großglockner

Ich hatte noch nicht genug und radelte weiter auf der Hochalpenstraße bis zur Edelweißspitze (2571 m).

Dr. rad am Gletscher Gloßglockner
Dr. rad am Gletscher Pasterze am Großglockner
Edelweißspitze
Edelweißspitze

Die Stichstraße dorthin ist gepflastert und so ausgebaut, dass selbst Reisebusse hinaufkommen. Leider zog die Wolkendecke zu, dadurch wurde die Rückfahrt eine zwar rauschende, aber kühle Angelegenheit.


2. Tag: Goldeck

Bronzene Radnadel - Goldeck
Bronzene Radnadel – Goldeck

Von Zlan (740 m) aus startete ich am 15. August 1994 bei strahlendem Sonnenschein. Die Mautstelle auf einer Höhe von 1138 m war schnell erreicht. Gegen 12.00 Uhr war ich nach 15 km oben am Alpengasthof „Seetal“ (1900 m) angelangt. Die Goldeck-Radnadel war meine. 15 km Abfahrt warteten nach der Rast auf mich, herrlich.
Von Zlan aus fuhr ich mit dem Auto weiter nach Drobollach am Faaker See und suchte mir ein Quartier. Der See lockte mit klarem, warmen Wasser. Nach einer Besichtigungsrunde spülte ich darin den Schweiß reichlich ab.


3. Tag: Villacher Alpe

Silberne Radnadel - Villacher Alpe
Silberne Radnadel – Villacher Alpe

Einen Ruhetag hatte ich mir gegönnt. Am 17. August 1994 ging es vom Faaker See aus gleich mit dem Rad los. Ein paar Höhenmeter hinunter nach Villach (501 m), danach ging es nach dem obligatorischen Stempel an der Mautstelle (576 m) stetig bergauf. Für die knapp 1200 Höhenmeter bis zum Parkplatz „Roßtratte“ benötigte ich exakt 2 Stunden. Ohne Gepäck fährt es sich schön.
Oben angelangt habe ich den letzten Stempel und die letzte Rad-Nadel mitgenommen. Auf dem Weg zurück war die lange Abfahrt ein Vergnügen.
Im Rad-Hotel am Faaker See fand damals immer am Donnerstag die feierliche Zeremonie statt. Nach dem Schwur am Goldenen Lenker, die Berge ohne fremde Hilfe gemeistert zu haben, wurde der „Doktorhut“ und die „Promotionsurkunde“ übergeben. Ein bisschen stolz war ich schon.


Fazit

Dr. rad Max
Dr. rad Max

Mit dem MTB bei etwas Training keine sonderlich schwere Leistung. Lässt sich gut mit Familienurlaub am Faaker See kombinieren. 1999 wiederholte ich mit meinem Sohn Max (damals 13 Jahre) die Tour als Wasserträger für ihn. Er wurde damit einer der jüngsten „Doktores radiensis“.

Für mich war das der Einstieg in Radtouren in den Alpen. Ich hätte damals nie für möglich gehalten, was sich daraus entwickeln würde.