4. Tag: Hohe Berge - tiefe Täler
Strecke: 77 km, 2025 hm
Arnoga - Passo Verva - Grosio - Mazzo di Valtellina - Passo Foppa - Alpe Möta - Trivigno - Aprica
Ein schöner klarer Tag im Gebirge bricht an. Ich vertrete mir vor dem Frühstück die Beine und genieße die reine, klare Luft in den Bergen. Vor acht Uhr bekommt man in Italien selten etwas zu essen. Wir sind Punkt acht unten und müssen feststellen, dass das Büfett schon das erste Mal leergeräumt ist. Eine Radgruppe ist offenbar hier im Trainingslager. Was Radfahrer vertilgen können, wissen wir selbst am besten. Die Vorräte werden zügig wieder aufgefüllt. Die Stärkung durch das gestrige Abendmahl und dem für italienische Verhältnisse akzeptablem Frühstück werden wir heute gut gebrauchen können. Der Passo Vervo ist "nur" etwas zum Warmwerden nach dem Frühstück. Diesmal ist er beim besten Willen nicht komplett fahrbar. Die Regengüsse der letzten Wochen haben tiefe Spuren in die alte Militärstraße gegraben. Teilweise gleicht die Piste dem ausgetrockneten Bett eines Wildbaches; da hilft nur absteigen und kurz schieben. Nach der Alpe Verva können wir schließlich doch bis zur Pass-Höhe durchfahren.
Bei der Abfahrt müssen wir erst ein kleines Schneefeld umfahren und dann auf der groben Schotterpiste bis Eita höllisch aufpassen, wenn uns die Geländewagen der Einheimischen entgegenkommen. Ein anscheinend wirklich beliebter Zeitvertreib am Wochenende. Einige krasse Außenseiter versuchen es doch tatsächlich mit dem klassischen Wandern - wie uncool. Ab Eita versägen wir rasch die rund 1000 Höhenmeter hinunter nach Grosio und schauen bei Jim Pini im "Hotel Sassella" herein. Wir freuen uns über das Wiedersehen und bekommen Cappuccino und Kuchen kredenzt. Heute wird hier nicht übernachtet, sondern es geht weiter das Valtellina hinab.
Ein echter Hammer wartet auf uns: der Passo Foppa (oder auch Mortirolo). David und ich sind ihn zwar schon einmal gefahren, aber nicht von Mazzo di Valtellina aus. Gnadenlos und fast durchgängig mit einer Steigung von 15-20% windet sich die schmale Asphalt-Piste nach oben - ein weiterer Klassiker des Giro d'Italia, wie die zahlreichen anfeuernden Aufschriften auf der Straße dokumentieren. Selbst Lance Armstrong, der den Pass zu Trainingszwecken befahren hatte, zollte diesem Scharfrichter seinen Respekt, als er oben war, sicher deutlich schneller als wir. Kurz vor der Passhöhe lädt ein Imbisswagen zur Rast ein, die wir bitter nötig haben. Die gegrillte Wurst duftet, so eine müssen wir auch verdrücken.
Frisch gestärkt sind wir heilfroh, endlich oben zu sein und befahren nun eine kleine wellige Straße auf dem Höhenzug, der das Valtellina östlich begrenzt. Bis Trivigno verläuft sie in einer Höhe um die 1800 Meter. Ein paar kleine giftige Anstiege sorgen dafür, dass wir nicht aus der Übung kommen. Am Ende des Tages werden wieder mehr als 2000 Höhenmeter im Roadbook stehen. Endlich geht es auf Nebensträßchen bergab nach Aprica, einem typisch italienischem Urlaubsort in den Bergen. Wir fackeln nicht lange, nehmen die erstbeste Unterkunft, die uns über den Weg läuft und quartieren uns im Hotel "Funivia" ein. Es wird vorwiegend von Rentnern frequentiert, was uns zumindest Ruhe garantiert. Mit etwas mehr Zeitaufwand hätten wir sicher noch was Besseres gefunden. An Hotels mangelt es nicht in Aprica, aber uns reicht es für heute.
empfohlene Vorzugsvariante:
Strecke: 75 km, 2100 hm
Varusch - Pass Chaschauna - Livigno - Passo di Alpisella - Lago Cancano - Decouville - Arnoga - Passo di Verva - Grosio
Impressionen Pass Chaschauna
Siehe auch den Tourbericht Schweizroute (5. Tag).
Impressionen: Eita - Fusino - Grosio
wie 4. Tag Albrecht-Route_v2: schöne Schotterpiste von Eita nach Fusino
Übersichtskarte
schwarz: Vorzugsvariante (Varusch - Grosio)
rot: abweichende Befahrung bei erster Erkundung
Übersichtskarte
schwarz: Vorzugsvariante
rot: abweichende Befahrung wie gefahren bei 1. Erkundung: Arnoga - Aprica